@Rico
Ein Mensch mit Phantasie kann sich alles vorstellen - außer diesem einen: die Phantasielosigkeit der meisten anderen Leute auf dieser Welt, denn ein Mangel an Vorstellungskraft ist unvortsellbar
Aus dem Buch Der betörende Glanz der Dummheit,von Ester Vilar
Ich befasse mich gerad intensiv und grundlegend mit dem Thema Dummheit und Wahn.
Daraus abgleitet auch mit der Gemeinheit und dem Bösen. Ich trage Einiges zusammen was über die Jahrhunderte dazu erdacht wurde. Soviel ist das gar nicht, man kann also fast eine Monographie daraus machen. Mich interessiert aber die grundlegende mentale Mechanik und ich bin dabei bereits zu einigen bemerkenswerten Erkenntnissen gelangt.
Ich zähl mal auf.
Erasmus von Rotterdam, Das Lob der Torheit
Franz Rosenzweig, 1922, erst 1965 veröffentlicht, Das Büchlein vom kranken und gesunden Menschenverstand (konnte ich nach Jahren endlich ergattern, war bisher recht teuer, so um die 200 Euro)
Robert Musil, Über die Dummheit
Ester Vilar, Der betörende Glanz der Dummheit (Sollte man unbedingt mal zur Kenntnis nehmen)
Josef Rattner, Gehardt Danzer, Homo insipien oder der dumme Mensch
Klassiker, welche dazugehören
Horst Geyer, 1954, Über die Dummheit
Leopold Loewenfeld, 1909, Über die Dummen
Annie Kraus, 1948, Vom Wesen und Ursprung der Dummheit
Annie Kraus, 1971, Der Begriff der Dummheit bei Thomas von Aquin und seine Spieglung in Sprache und Kultur
Max Kemmerich, 1923, Aus der Geschichte der Menschlichen Dummheit
Gustav Wustmann, Allerhand Sprachdummheiten, 1891, Kleine Deutsche Grammatik Des Zweifelhaften, Des Falschen Und Des Hasslichen
Ludwig Binswange, 1965, Wahn. Beiträge zu seiner phänomenologischen und daseinsanalytischen Erforschung
Ludwig Binswange, 1956, Drei Formen missglückten Daseins. Verstiegenheit, Verschrobenheit, Manieriertheit
Man könnte den Kreis noch größer schlagen.
Wesentlich sind auch Kants Ausführungen in Anthropologie in pragmatischer Hinsicht und Schoppenhauer in Die Welt als Wille und Vorstellung.
Des weiteren erscheinen der übliche Personenkreis. Spinoza, Ausgustinus, Heidecker, Goethe, Schiller, Hannah Arendt und ganz wesentlich Höderlin und Kafka. Nicht unerwähnt sein sollen Bleuler und Freud.
Bezieht man noch das Thema Vergessen hier ein, wird das Thema noch größer.
Eine solchen Fülle von Material birgt natürlich die Tücke, dass man sich völlig verrennt und das Wesentliche, den Kern, aus den Augen verliert.
Insofern geht es mir nur um kleine Aspekte, kluge Gedanken und Inpirationsquellen.
Ich will das mal verdeulichen. Die Essenz von Kants Ausführung ist lediglich, dass bei allen Formen des Wahn ergo der Dummheit, der sensus communis zu Gunsten den sensus privatus verloren geht. Und dazu gehört die Erkenntnis, das der sensus communis unerläßlich für die Urtelskraft ist, was Hannah Arndt auf die Spitze gebracht hat. Schoppenhauer ist die Erkentnis zu verdanken, das Wahn ein Verlust des Erinnerns ist. Usw.
Daraus bastel ich dann mein Modell.
Warum schreibe ich das?
Man muß zur Kenntnis nehmen, das der Großteil der Menschen eben dumm ist.
Was ist dumm? Dazu gäbe es einiges zu schreiben, wobei der Begriff der Beschränktheit hier mal genannt werden sollte, womit man sich die Grenzproblematik einhandelt.
Wen man Intelligenz so definiert = Phantasie + Senibilität (was man durchaus noch im Sinne eines kognitiven Modells verfeinern könnte)
Vielleicht so: Intelligenz = Phantasie + Feinfühligkeit
Dann wäre Dummheit das Gegenteil davon.
Beim genauer hinschauen fällt auf, dass Phantasie ein Produkt des Denkes ist, Feinfühligkeit ein Items des Körpers. Und das stelle ich in den Raum, Phantasie dem Denken entspricht und Feinfühligkeit dem Erinnern.
Hier kann man viele Brücken schlagen. Etwas zum Stehen und zur Bewegung, Zur Setzung nach Fichte und Höderlin und dem Geworfenwerden nach Heidecker.
"Sitz nicht so dumm rum!"
Ist Dummheit ansteckend? Na klar! Frei nach Buridans Esel, eine Gruppe von liegenden Eseln wird sich nie erheben. Einer muß den Anfang machen. Dabei folgend sie nicht auf dem gleichen Impuls des Führers, sondern funktionieren nach Schwarmprinzipien.
Riesiges Thema.
Wenn ma das alles durchleiert, dann kommt man zu folgenden Schlüssen. Die Dummen werden von Dummen regiert, denn Dummheit ist quasi der Garant für den Aufstieg zur Führerschaft. Wer aus "nicht zu kurz" denkt und darüberhinaus eine vernünftige Balance zur Feinfühligkeit pflegt, ist von diesem System ausgeschlossen.
Laß dich zu keiner Zeit zum Widerspruch verleiten,
Weise verfallen in Unwissenheit, wenn sie mit Unwissenheit streiten
Du hast Julian Jaynes gelesen. Er hat die Phase von den Übergängen in den Denkgewohnheit beschrieben. Als Stimmenhören plötzlich verpönt war und die Väter ihre Kinder erschlagen sollten, wenn sie das noch fröhnten.
Man muß erwägen, dass wir uns mitten in einem solchen Übergang befinden.