Schreckgespenst Tetanus

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Alexander
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Re: Schreckgespenst Tetanus

Beitrag von Alexander » Do 13. Jun 2019, 22:49

Interessanter Einwand. Natürlich.
Man darf nie vergessen und muss sich regelmäßig vor Augen führen, dass man es selbst nur mit Modellen zu tun hat.

Auch die Interpretation von Religion und Ideologie basiert auf einer Modellvorstellung.

Die einfachste Strukturerklärung war für mich allerdings das System von Wahn und Dummheit.
Man sollte besser sagen Aberwitzig und Widersinnig.
Mit solchen Worten kann man jonglieren, aber sie erlauben ein Annäherung an den mentalen Prozess.

Ich kann das in der Zwischenzeit auf einen sehr universalen und elementaren Prozess reduzieren, der fast so simpel ist, dass es kaum mehr Modell genannt werden kann. Sicher fällt mir dazu noch was ein.

Ganz sicher sind selbst die skurilsten menschlichen Verhaltensweisen Produkte normaler Reaktion. Das tangiert das Problem welches du angerissen hast.

Man könnte es so formulieren: Warum sind Eltern gemein zu ihren Kindern? Merken sie das nicht? Das ist doch der Kern jeglicher Überlegung zu Kindervernachlässigung etc.
Die Frage läßt sich auf gesamtgesellschaftliche Phänomene erweitern. Immerhin gab es Diktaturen, in denen sich die Fragen von Schuld und Verantwortung eine Rolle im größeren Maßstab stellten. Dann erneut, als diese speziellen Wahnsysteme auseinander gebrochen waren.
Das wurde durchaus gut untersucht.

Ich empfehle hier auch das Buch: Vertrauen und Gewalt von Jan Philipp Reemtsma.

Ein andere Auto, Lothar Fritze, analysiert alle nur denkbare Denkmuster und konstatiert in der Lücke jeglichen Erklärungsversuch das Phänomen des kognitiven Defizites.
Das ist dann die schlußendliche Interpretation. Ein kognitives Defizit. Oder eben Dummheit.
Man sieht, an dieser Frage haben sich alle die Zähne ausgegossen.

Alice Miller hatte durchaus recht und war ihrer Zeit weit voraus. Ganz klar sind das Formen der Gewalt gegen Kinder und das hat natürlich Folgen.

Ich habe hier ein Buch liegen mit dem Titel "Kriegsenkel". Dort wird beschrieben, wie die Kriegskindergeneration Gewalterfahrungen an ihrer Kinder weitergereicht hat. Natürlich in der Form physischer und psychischer Gewalt. Das ist nur ein Beispiel aus der heutigen Zeit, was aber unglaublich viel erhellt.

Wahnsysteme konstruieren sich eben um solche Gewaltphänomene und geben ihnen Form.

Ganz klar ist das die Führung von Krieg. Es findet ein permanenter Krieg statt und die Verwirrung besteht darin, dass die Erscheinungen als Frieden deklariert werden.
Der Irrtum steht schon im Leviathan von Hobbes.
Ein Vater der sein Kind schlägt führt Krieg. Krieg ist Gewalt, welche einen trifft, ohne das man damit zu tun hat. Die Ursachen des Krieges des Vaters liegen nämlich nicht um Wirkkreis und Erfahrungsraum des Kindes.

Das führt zum Wahn.

Die Frage dahinter ist von grundsätzlicher Natur. Wie erklärt sich das Böse?
Wie können gut veranlagte Menschen mit dem Sinn für das Schöne überhaupt Gemeinheiten begehen.

Eine Hilfskonstruktion ist eben die Behauptung und Berücksichtigung von Dummheit und Wahn.

Aber was läuft da im Entscheidungsmoment schief.
Lothar Fritze hat das als negatives Gedankenverbrechen bezeichnet oder fahrlässiges Nichtdenken.
Du hast den Finger auf der Wunde mit der Feststellung des Verwechseln von Fühlen und Denken. Wenn man aus dem Fenster sieht, kann man das in aktueller Form beobachten, wie sich Wahn genau aus diesem Grund mal wieder zusammenbraut.

Um das zu erhellen muss man ein Modell bemühen. Es ist die innere Abstimmung von zwei Instanzen. Die eine Instanz meldet einen Event und die andere gibt fälschlicherweise ihr OK. Aus einem Gefühl heraus.
Heinrich von Kleist kam zu der bemerkenswerten Feststellung, dass Lernen heißt, seine Gefühle zu ändern.
In diesem inneren Abstimmungsprozess liegt der Schlüssel zum Verständnis, was durch Konditionierung schief gelaufen ist.
Der schlagende Vater überlegt sein Tun im Moment seiner Tat nicht, weil die Gefühlsinstanz ihm eine positive Rückmeldung gibt.
Das gehorcht einer unbrechbaren mentalen Mechanik, m. M. n. die einzige, welche irgendwelche Relevanz hat. Das ist die mentale Waage.

Des besseren Verständnisses halber. Im ewigen Krieg ist der erste Schuß nicht mehr auszumachen. Jeder vermeint sich nur noch als vermeintlich friedenswillige Verteidiger, was der andere genau anders sieht.

Tatsächlich sehe ich das aber in der Zwischenzeit noch anders. Noch elementarer.
Aber das Modell der verdrehten Waage ist recht hilfreich.

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Alexander
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Re: Schreckgespenst Tetanus

Beitrag von Alexander » Fr 14. Jun 2019, 22:55

Ja, ich habe noch einmal den Pseudoskeptiker-Beitrag gelesen.

So ist es wohl.
Zum Thema Impfen hört man sich dann so was an:Es gibt tausend Studien welche die Wirksamkeit beweisen. Wegen Leute wie dir sterben Kinder.

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Alexander
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Re: Schreckgespenst Tetanus

Beitrag von Alexander » Sa 15. Jun 2019, 22:26

@Raphael

Noch mal zum Beitrag der Pseudoskeptiker.
Ich kenne die angeführten Bücher, welche ich schon vor Jahren mal gelesen habe.

Das Postulat, dass Menschen Fühlen mit Denken verwechseln. emotional argumentieren und Meinungen ablehnen, wenn sie sich nicht gut anfühlen, ist empirisch durchaus richtig, greift meiner Meinung nach zu kurz. Auch Kinder handeln nicht unlogisch. Zunächst müsste man hier auch klären, was das eigentlich sein soll.
Dann müsste man feststellen, ob Erwachsene im Idealfall selbst logisch handeln.

Ich habe in der Zwischenzeit eine andere Sichtweise. Jeder handelt irgendwie logisch, auch der Wahnsinnige oder der Dummkopf. Das Problem liegt er darin, dass Außenstehende diese Logik nicht nachvollziehen können. Es ist demnach eine Binnenlogik, welche auf privaten Annahmen basiert.
Insofern treffen wir uns, denn das sind durchaus infantile Prägungen, deren Entwicklung gehemmt ist bzw. von außen gehemmt wurden.
Wenn Dummheit ein Tool zur Komplexreduzierung ist, ohne das wir uns kaum bewegen könnten, dann wird der Zusammenhang klar.

Manche Leute wachsen eben nicht in ihren Fähigkeiten komplexere Zusammenhänge zu bewältigen. Und die Gesellschaft hat daran durchaus ein Interesse bzw. bietet Anreize dafür.

Gefühle kann man kaum mit Denken verwechseln. Vielmehr gibt es reines Denken nicht bzw. Denkprozesse werden durch Gefühlslagen angestoßen oder eben gebremst.
Hier liegt der Zusammenhang und die Auswirkung von Gefühlsmanipulationen.

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